Synagoge
Zeittafel Ehemalige Synagoge Heinsheim
1563 erstmals wird ein jüdischer Einwohner in Heinsheim genannt: „Jud Simon von Heinsheim“.
Im 16. Jahrhundert entsteht der jüdische Verbandsfriedhof bei Heinsheim.
1681 Erlaubnis zur Ansiedlung von insgesamt 9 jüdischen Familien, diese Begrenzung wurde jedoch immer wieder überschritten.
1767/68 leben 17 jüdische Familien in Heinsheim.
1796 wird trotz der Kritik seitens der Gundelsheimer Deutschordensherren und der Proteste der christlichen Nachbarn der Bau der Synagoge verwirklicht.
1838 erreicht die Zahl der jüdischen Einwohner ihren Höchststand mit 118 Personen.
1937 wird die jüdische Gemeinde Heinsheim aufgelöst, da bereits in den Jahren zuvor viele Gemeindemitglieder abgewandert waren.
1938 Verkauf der Synagoge durch die letzten ortsansässigen Juden an einen Heinsheimer Landwirt. Die Synagoge bleibt in der Pogromnacht unversehrt.
1940 22. Oktober: Deportation der verbliebenen jüdischen Dorfbewohner in das Konzentrationslager Gurs.
1938-2013 Nutzung des Gebäudes als Scheune, Lager und schließlich als Schlosserei.
2012 Gründung des Vereins „Ehemalige Synagoge Heinsheim e.V.“
2013 Kauf der Synagoge durch den Verein mit dem Ziel, das inzwischen schwer baufällig gewordene Gebäude zu sanieren und zu einem lebendigen Gedenk-, Informations- und Begegnungsort umzugestalten
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Ein Betsaal oder eine Synagoge bestand bereits um 1600, als die Gottesdienste in Heinsheim auch von den Wimpfener Juden besucht wurden. 1738 war der Betsaal in einem von Mayer Joseph erworbenen Haus. Für die Abhaltung der Gottesdienste waren der adeligen Herrschaft von jeder jüdischen Familie jährlich 30 Kreuzer „Schulzins“ zu bezahlen. Manche Unstimmigkeiten gab es in kultischen Fragen (zum Beispiel der Anstellung eines Rabbiners) immer wieder zwischen den Ortsherrschaften und „ihren“ Juden. Ein Rezess von 1727 hielt die Möglichkeit offen, dass beide Ortsherrschaften für ihre jeweiligen Juden eigene „Judenschulen“ einrichteten. 1744 kam es auch vorübergehend zu einer solchen Trennung, nachdem der deutschordische Mayer Wolf Levi nach „starken Disputen“ einen eigenen Betsaal in seinem Haus einrichtete. Problematisch wurde es deshalb, weil Mayer Wolf Levi in seiner Privatsynagoge ein Gebet für die adelige Ortsherrschaft ablehnte – in der gemeinschaftlichen Synagoge war stets für beide Ortsherrschaften gebetet worden. 1746 wurde der Streit beigelegt und wieder eine „gemeinschaftliche Schule“ gehalten. Als die Heinsheimer Judenschaft Ende des 18. Jahrhunderts auf 13 jüdische Familien angewachsen war, bat man um die Erlaubnis, ein neues Gotteshaus sowie eine Wohnung für den Vorsänger zu errichten. Diese Bitte wurde von der adeligen Ortsherrschaft gewährt, dadurch wurden beide Gebäude auf einem „freyherrlich Racknizischen condominal herrschaft zinsbaren Garten Plaz“ gebaut (Standort Schlossgasse 3/1). Die Synagoge sollte nach den Wünschen der Heinsheimer Juden ursprünglich als „tempelförmiger Bau“ wie die Synagoge in Olnhausen gebaut werden, was jedoch beide Ortsherrschaften nicht gestatteten. Nach dem Vorbild von Freudental wurde 1796 ein einfacherer, im Vergleich jedoch wesentlich kleinerer Bau verwirklicht. Die christlichen Nachbarn protestierten vergeblich gegen den Bau der Synagoge. Einerseits waren sie nicht einverstanden, dass ihnen die Aussicht auf die Strasse und auf einen bisherigen Garten genommen wurde, andererseits fühlten sie sich in ihrer Ruhe gestört, da sie „nunmero das tägliche Geplärr der Juden anhören“ mussten, wie sie respektlos den Gesang des Vorsängers nannten. Nachdem die Synagoge fertiggestellt war und der Komtur (= Verwalter, dem die Handwerker und Dienstleute unterstellt sind) des Deutschen Ordens den Synagogenneubau im Bereich der adligen Herrschaft besuchte, zeigte er sich nicht gerade erfreut: zu groß und zu teuer erschien ihm das Gebäude. Vor allem missfielen ihm die „förmlichen Kirchenfenster“ an der Außenseite. Die Adelsseite wies freilich darauf hin, dass „kein unnötig überbauter Platz“ in Anspruch genommen worden sei und die Fenster „wegen dem Weiberstand unumgänglich“ so hoch sein müssten. Eine größere Reparatur der Synagoge war auf Grund von Bauschäden 1818 nötig. Sie kostete die jüdische Gemeinde 160 Gulden. Bis zu Beginn der NS-Zeit war die Zahl der in Heinsheim lebenden jüdischen Einwohner bereits stark zurückgegangen. Die jüdische Gemeinde wurde am 8. November 1937 aufgelöst, die Synagoge am 17. Januar 1938 von den hier noch wohnhaften Juden an einen Heinsheimer Landwirt verkauft. Dieser Landwirt war den Juden gegenüber sehr freundlich gesonnen und hatte ihnen bis zuletzt Lebensmittel und Milch abgegeben. In der Pogromnacht im November 1938 wurden fünf jüdische Wohnungen geplündert und zerstört. Die Synagoge blieb unversehrt. Dies lag nicht daran, dass sie inzwischen einem Nichtjuden gehörte, sondern soll einem Mann zu verdanken sein, der die Aufforderung nicht ausführte, die Synagoge mit den dafür bereitgestellten fünf Litern Benzin in Brand zu setzen. Nach den Berichten aus Heinsheim habe dieser Mann auf Betreiben des Besitzers das Benzin einer nützlicheren Verwendung zugeführt. Das Gebäude wurde seitdem als Scheune, Lagerhalle und Werkstatt einer Schlosserei verwendet. Es wurde äußerlich kaum verändert. Über dem Eingang ist ein Hochzeitsstein vorhanden mit dem Jahr der Erbauung (1796) und hebräischen Buchstaben. Die beiden Buchstaben in der Mitte des Davidsternes (M und T) stehen für „Massel tow“ = Gut Glück, die anderen Buchstaben für ein Bibelzitat aus Jeremia 7,34 („Die Stimme der Wonne und die Stimme der Freude, (das sind) die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut“). 1987 wurden erstmals Pläne seitens der Stadt Bad Rappenau bekannt, das Synagogengebäude zu renovieren und ihm eine angemessene Bedeutung zukommen zu lassen. Die Stadt Bad Rappenau erwarb das Gebäude 1991, gab es jedoch nach einigen Jahren dem bisherigen Besitzer zurück. Die Pläne, das Gebäude zu renovieren und einer würdigeren Nutzung zuzuführen, wurden von Seiten der Stadt zurückgestellt. Das Gebäude wurde auch in den folgenden Jahren als Handwerksbetrieb genutzt. Nach längeren Bemühungen von einzelnen Personen und Gruppen am Ort und in der Region wurde am 6. Juli 2012 ein „Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim“. Zur Vorsitzenden des Vereins wurde Yvonne von Racknitz gewählt (stellvertretender Vorsitzender Fritz Abel, Kassierer Manfred Schädler, Schriftführer Bernd Göller). Der Freundeskreis hat sich zum Ziel gesetzt, zunächst das Gebäude zu erwerben, um es vor dem weiteren Verfall zu retten. Im Juni 2013 wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Der nächste Schritt ist die Sicherung der Bausubstanz und die schrittweise Instandsetzung der ehemaligen Synagoge, um sie einer ihrer ursprünglichen Bestimmung entsprechenden Nutzung zuführen zu können. Die Arbeiten geschehen in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Die ehemalige Synagoge soll nach ihrer Instandsetzung ein Haus der Begegnung werden. Es soll vielfältige Möglichkeiten bieten, dass sich Menschen unterschiedlicher Kulturen kennenlernen, dass sie voneinander lernen und in gegenseitiger Achtung miteinander leben. Gedacht ist an Vortragsreihe, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und Seminare sowie Schul- und Vereinsführungen, auch in Verbindung mit dem jüdischen Verbandsfriedhof bei Heinsheim.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Heinsheim bestand bis 1937 eine jüdische Gemeinde, deren Entstehung in das 16. Jahrhundert zurückgeht. Erstmals wird 1563 ein jüdischer Einwohner namentlich genannt (Jud Simon von Heinsheim). 1681 legten die beiden Ortsherrschaften fest, dass der Deutsche Orden drei und die Adelsfamilie von Racknitz sechs Judenfamilien aufnehmen dürfte. Diese Anzahl wurde jedoch immer wieder überschritten. 1767/68 lebten 17 jüdische Familien unter dem Schutz der Adelsfamilie. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1825 100 jüdische Einwohner (11,9 % von insgesamt 838 Einwohnern), Höchstzahl 1838 mit 118 Personen, 1875 72 (8,9 % von 812), 1900 82 (12,0 % von 686), 1910 45 (6,8 % von 660). An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad (1831/32 neben der Racknitzschen Kelter hinter der katholischen Kirche neu erstellt; 1935 an die katholische Kirchengemeinde verkauft). Auf Gemarkung Heinsheim bestand ein großer Verbandsfriedhof für die jüdischen Gemeinden der weiteren Umgebung. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Stellenausschreibungen unten). 1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Mosbach zugeteilt. Die jüdischen Familien lebten hauptsächlich vom Handel mit Vieh, Pferden und Textilien in der umliegenden Region. Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Heinrich Strauß (geb. 19.7.1897 in Heinsheim, gef. 18.4.1917) und Gefreiter Karl Zeilberger (geb. 1.9.1893 in Heinsheim, gef. 1.6.1918). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal des örtlichen Friedhofes. Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde noch 21 Personen gehörten (3,0 % von insgesamt 702 Einwohnern) war Vorsteher der Gemeinde Jakob Strauß. Als Lehrer war Elieser Zeilberger tätig. Er unterrichtete die damals noch zwei schulpflichtigen jüdischen Kinder in Religion. Ein Wohltätigkeitsverein unter der Leitung von Hirsch Ottenheimer hatte noch fünf Mitglieder. Zur jüdischen Gemeinde in Heinsheim gehörten inzwischen auch die im benachbarten Hochhausen lebenden 17 jüdischen Einwohner, nachdem diese Gemeinde aufgelöst wurden war. 1932 war erster Vorsteher der Gemeinde Adolf Ottenheimer, der zweite Vorsteher Jakob Strauß. Elieser Zeilberger war weiterhin Lehrer, als Friedhofsaufseher des großen Heinsheimer Friedhofes war Vorsteher Adolf Ottenheimer tätig. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden jüdischen Wohnhäusern sind bekannt: Handelsmann Hirsch Ottenheimer (Neckarstraße 73), Handelsmann Isak Ottenheimer und Abraham Ottenheimer Wwe. (Neckarstraße 35), Handelsmann Isak Ottenheimer (Gundelsheimer Straße 19), Liebmann Ottenheimer (Neckarstraße 20), Handelsmann Moses Ottenheimer (Neckarstraße 53), Hermann Strauß (Schäfergasse 1, abgebrochen), Pferdehandlung Jakob Strauß (Schloßgasse 8), Elieser Zeilberger (Neckarstraße 24). 1933 lebten noch 24 jüdische Personen am Ort. Es kam nach den vorliegenden Berichten in der Folgezeit zu keinen besonderen Aktionen gegen die jüdischen Familien. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts entschlossen sich jedoch die jüdischen Familien zur Aus- und Abwanderung. 16 Personen konnten nach Argentinien, in die Schweiz, in die USA oder nach Palästina emigrieren, zwei starben bis 1938. Die Gemeinde wurde am 8. November 1937 aufgelöst. Synagoge und rituelles Bad wurden verkauft. Beim Novemberpogrom 1938 wurden von auswärtigen SA-Leuten die Fenster, das Mobiliar und der Hausrat der noch bestehenden fünf jüdischen Haushaltungen zerschlagen. 1939 lebten noch sechs, 1940 noch vier jüdische Personen in Heinsheim. Am 22. Oktober 1940 wurden Moses Ottenheimer, seine Tochter Hedwig und seine Enkelin Anna Freudenthaler nach Gurs deportiert. Nur Anna Freudenthaler überlebte, da sie aus dem Lager befreit wurde, Ihre Mutter wurde in Auschwitz ermordet, der Großvater starb im Lager Rivesaltes. Von den in Heinsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“): Henriette Arnstein geb. Wiener (1866), Ricka Bauer geb. Krämer (1870), Johanna Bechhofer geb. Krämer (1870), Frederique Frank (1890), Hedwig Freudenthaler geb. Ottenheimer (1893), Bertha Grünebaum (1881), Hedwig Hallheimer geb. Ottenheimer (1896), Sofie Heymann geb. Ottenheimer (1901), Lisa Loeb (1891), Otto Mayer (1908), Berta Ottenheimer geb. Kahn (1864), Emma Ottenheimer geb. Strauß (1871), Lydia Ottenheimer (1891), Moses Ottenheimer (1861), Natalie Ottenheimer geb. Würzweiler (1861), Seligmann Ottenheimer (1874), Hannchen Stein geb. Ottenheimer (1863), Wolf Strauss (1888), Max Strauss (1873). 2010 wurden durch fünf Heinsheimer Jugendliche zwei Gedenksteine zur Erinnerung an die Deportation Heinsheimer Juden nach Gurs im Oktober 1940 entworfen und gestaltet. Einer der Gedenksteine kam zur zentralen Gedenkstätte in Neckarzimmern, die andere wurde im Rahmen einer Gedenkfeier im Oktober 2010 auf dem Lindenplatz in Heinsheim aufgestellt. Dazu Bericht in der „Heilbronner Stimme“ vom 18. Oktober 2010: „Erinnerung wach halten“.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1840 / 1876 / 1882 / 1884
Anzeige im „Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis“ von 1840 S. 622 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): „Bei der israelitischen Gemeinde Heinsheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 120 Gulden nebst freier Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei diesseitiger Stelle zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden.“
Anzeige in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 23. August 1876: „Auskündigung einer Religions-Schulstelle. Mosbach am Neckar (Baden). Die mit einem festen jährlichen Gehalte von 550 Mark, einem jährlichen Schulgeld von 2 Mark für jedes Schulkind und dem Vorsänger- und Schächterdienst samt den davon abhängigen Gefallen verbundene israelitische Religionsschulestelle Heinsheim, Rabbinatsbezirk Mosbach am Neckar, ist zu besetzen. Unverheiratete, geeignete Bewerber wollen unter Vorlage ihrer Befähigungs- und Sittenzeugnisse bei der unterzeichneten Stelle sich sofort melden. Bemerkt wird, dass Gelegenheit geboten ist, durch Privatunterricht das Einkommen wesentlich noch zu verbessern. Mosbach am Neckar, den 16. August 1876. Das Großherzogliche Bezirks-Rabbinat. S. Weil.“
Anzeige in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 11. Oktober 1882: „Mosbach am Neckar (Baden). Die Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Heinsheim, diesseitigen Rabbinatsbezirks, mit welcher ein fester jährlicher Gehalt von 600 Mark, sowie der Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon fließenden Gefällen verbunden ist, ist sofort zu besetzen. Berechtigte Bewerber um dieselbe haben mit ihren Gesuchen unter Vorlage beglaubigter Zeugnisse über ihre bisherige Wirksamkeit und ebenso der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel anher sich zu melden. Bemerkt wird, dass nicht rezipierte Bewerber bei uns einer Prüfung sich zu unterziehen haben. Das Großherzogliche Bezirksrabbinat, S. Weil.“
Anzeige in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 14. August 1884: „Auskündigung einer Religionsschul-Stelle. Die mit einem festen Gehalte von 600 Mark jährlich, entsprechender Wohnungsentschädigung, dem Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon abhängenden Gefallen, welche sich auf 200 Mark belaufen können, bei der israelitischen Gemeinde Heinsheim, diesseitigen Synagogenbezirks verbundene Religionsschulstelle, ist vom 15. dieses Monats an neu zu besetzen. Berechtigte Bewerber – Polen und Russen werden nicht berücksichtigt – wollen ihre diesbezüglichen Zeugnisse binnen 14 Tagen portofrei anher einsehen. Mosbach am Neckar (Baden), 11. August 1884. Das Großherzogliche Bezirksrabbinat: S. Weil.“
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde Über den aus Heinsheim stammenden Moritz Fuld (1817 – 1886), seit 1859 Lehrer an der Unterrichtsanstalt der israelitischen Religionsgesellschaft Mainz
Artikel in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 4. Februar 1886 (nur auszugsweise abgeschrieben, da der Artikel nicht direkt mit der jüdischen Geschichte in Heinsheim zu tun hat; bei Interesse bitte den Artikel anklicken): „Mainz, 1. Februar (1886). Am vorigen Sabbat, Paraschat Mischpatim (Schabbat mit der Toralesung Mischpatim, das ist 2. Mose 21,1 – 24,18, das war am Schabbat 30. Januar 1886), verschied nach kurzem Unwohlsein Herr Moritz Fuld – er ruhe in Frieden – , Oberlehrer an der Unterrichtsanstalt der israelitischen Religionsgesellschaft dahier. Am Mittwoch war er noch in der Schule gewesen, und hatte, wie gewöhnlich, den Unterricht erteilt; am Donnerstag ließ er sich krank melden, und schon am Heiligen Schabbat wurde er seiner Familie und seinen zahlreichen Freunden und Schülern entrissen. Heute fand unter großer Beteiligung das Leichenbegängnis statt. Am Grabe widmete Herr Rabbiner Dr. Lehmann dem teuren Freund und Kollegen, mit dem er länger als 26 Jahre gemeinsam an der oben erwähnten Anstalt gewirkt hat, einen tief empfundenen Nachruf, in welchem er zugleich eine kurze Lebensskizze des Dahingeschiedenen gab. Moritz Fuld wurde im Jahre 1817 in dem kleinen Orte Heinsheim an der Grenze zwischen Hessen und Baden geboren. Seine frommen Eltern widmeten ihn dem Lehrerberuf, und er besuchte das Lehrerseminar in Karlsruhe, wo der strebsame junge Mann sich nicht mit dem begnügte, was die Anstalt bot, sondern durch genossenen Privatunterricht und durch eifriges Selbststudium sich ein bedeutendes Wissen erwarb…. Herr Moritz Fuld wirkte eine Reihe von Jahren als Lehrer und Gemeindebeamter in Bischofsheim an der Tauber (= Tauberbischofsheim). Dort fand er die treue Lebensgefährtin, die ihm fast 35 Jahre lang hilfreich zur Seite gestanden. Der in weiten Kreisen rühmlichst bekannte dortige Rabbiner Löwenstein – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – schätzte ihn sehr hoch, und auf dessen Empfehlung hin wurde er im Jahre 1859 nach Mainz berufen, wo damals die Unterrichtsanstalt der israelitischen Religionsgesellschaft gegründet wurde; hier wirkt er segensreich bis zum Ende seines Lebens…“
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen Anzeige von Amalie Maas (1905)
Anzeige im „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“ vom 2. Juni 1905: „Als geprüfte Wochenbettpflegerin empfiehlt sich Amalie Maas, Heinsheim am Neckar.“ Quellen: Joachim Hahn auf http://www.alemannia-judaica.de/heinsheim_synagoge.htm. Michael Konnerth, Der Jüdische Friedhof bei Bad Rappenau-Heinsheim hgg. von der Stadt Bad Rappenau 2008 Wolfgang Angerbauer/Hans Georg Frank, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn Band 1, Landkreis Heilbronn
Weiteres:
Die Rettung der ehemaligen Synagoge Heinsheim – Artikel im Heimatboten 2021 von Bernd Göller (pdf)
Zeitzeugen: Interview mit Elisabeth Vogt (pdf)
Zeitzeugen: Interview mit Emma Askani (pdf)
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