Yvonne Freifrau von Racknitz 1969 – 2018
Als Yvonne von Racknitz geboren wurde, bot die Ehemalige Synagoge, unmittelbar neben dem Schloss Heinsheim gelegen, ein Bild des Niedergangs, der Entfremdung und des Zerfalls. Gut vierzig Jahre später schienen die Tage des Gebäudes gezählt, das 1796 auf einem „freyherrlich Racknizischen condominal herrschaft zinsbaren Garten Plaz“ gebaut worden war. Das bescheidene Wohnhaus des Lehrers und Vorbeters war bereits abgetragen worden, der Abriss der Ehemaligen Synagoge stand bevor.
In dieser Situation entschlossen sich Fritz Abel und Yvonne von Racknitz, einen Verein zur Rettung der Synagoge zu gründen. Gesagt, getan. Im Jahr 2012 war es so weit. Und damit begann ein Wettlauf mit der Zeit gegen den weiteren Verfall des Gebäudes und gegen mancherlei Widerstände, ein Wettlauf, der das Blatt von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr mehr zugunsten der „Prinzessin Synagoge“ wendete.
Was hat Yvonne von Racknitz bewogen, sich mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft für dieses Projekt einzusetzen und sich als Vorsitzende des Freundeskreises Ehemalige Synagoge Heinsheim zur Verfügung zu stellen? Als ich ihr diese Frage einmal stellte, hat sie mich mit großen Augen angesehen und gesagt: „Für diese religiöse Heimstatt ihrer jüdischen Bürger haben sich meine Vorfahren eingesetzt – und ich sollte ihrem endgültigen Verlust tatenlos zusehen?“ Sie hat ihr Engagement verstanden als Vermächtnis derer von Racknitz, das zu erfüllen ihr aufgetragen war.
Yvonne von Racknitz kann die Vollendung des großartigen Rettungswerkes nicht mehr mitfeiern; wohl aber hat sie die kleinen und großen Wunder erlebt, die die Wiedererstehung „ihrer“ Synagoge Schritt für Schritt bis heute begleitet haben. Ihr Name wird wie der von Fritz Abel eingeschrieben sein in das Gedächtnis dieses Hauses.
Bernd Göller, Juni 2019