Symbol für Glaube und Hoffnung – Hanukkah in der ehemaligen Synagoge

Von Rudolf Landauer (Kraichgaustimme vom 20.12.2022)
Die in aufwendiger Arbeit restaurierte Synagoge im Bad Rappenauer Teilort Heinsheim stand am Sonntagabend in einem besonderen Licht: Gefeiert wurde das Fest des Lichterzündens, das im Judentum Chanukka genannt wird und eine hohe Bedeutung für gläubige Juden hat.

Aus diesem Anlass kam eigens der Rabbiner Shaul Friberg aus Heidelberg nach Heinsheim, um die Feierstunde mit zu gestalten. Friberg gab den Gästen in der trotz WM-Endspiels gut gefüllten Synagoge eine Einführung zu dem bedeutsamen Fest. Den würdevollen Rahmen gestalteten die vier Musiker Matthias Schwarzer (Querflöte), Karl Priwitzer (Klarinette), Ansgar Schwarzer (Violine) und Frank Lutz (Gitarre), die Klezmer-Musik anstimmten. Die Besucher waren beeindruckt von dieser würdigen Feier. Vor allem der Heinsheimer Manfred Schädler, dem die Ehre zuteil wurde, das erste Licht in der Mitte an dem achtarmigen Leuchter von der Bockleiter aus anzünden zu dürfen.
Dieser Leuchter hat eine beträchtliche Höhe. Die große Chanukkia in der Heinsheimer Synagoge besitzt acht Arme, die neunte Halterung in der Mitte trägt eine Kerze, die als „Diener“ – hebräisch: Schamasch – bezeichnet wird. Mit dieser neunten und nicht mitzuzählenden Kerze werden die anderen Kerzen angezündet, nachdem die notwendigen Segen gespendet wurden. Rabbiner Friberg hob besonders hervor: „Chanukka verspricht durch das Licht Glaube und Hoffnung über Jahrhunderte hinweg.“ Dann verkündete er, dass zwei Personen aus dem 2012 gegründeten Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim das Lichterzünden vornehmen sollen. Manfred Schädler durfte, wie erwähnt, die Diener-Kerze in der Mitte und Daniela Pröschle die äußere rechte der acht Kerzen anzünden. Damit hat das Lichterfest feierlich begonnen, das traditionell am 25. Kieslew, dem dritten Monat im jüdischen Kalender, beginnt.
Chanukka begann in diesem Jahr am Sonntag, 18. Dezember und endet nach acht Tagen am Montag, 26. Dezember. Nicht fehlen dürfen an Chanukka die Stücke „Baruch ata adonaj“ und „Ma´oz tzur“ zu denen der Leiter des Klezmer-Quartetts, Matthias Schwarzer, die Teilnehmer des Lichterzündens zum Mitsingen oder Mitsummen einlud. Sie erhielten dafür ein Notenblatt mit den Texten, und etliche sangen die – für Laien nicht einfachen – Texte mit, was ihnen die schöne, rhythmische und eingehende Musik leichter machte.
Der evangelische Pfarrer i. R. Bernd Göller, Mitglied im Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim, ging darauf ein, was Christen vom jüdischen Fest Chanukka lernen können. „Christenmenschen haben die Freiheit, in Achtung vor anderen Religionen und gemeinsam mit ihnen Wege zur Bewahrung der Schöpfung zu suchen und zu gehen und gleichzeitig die Verantwortung, ihren Auftrag nicht zu verleugnen und Freiheit zu verspielen“, sagteGöller und fügte hinzu: „Weihnachten ist nicht das Fest des Einzelhandels.“
Nach der Feier wurde den Gästen ein heißer Punsch und das leckere Gebäck Sufganijot gereicht.

 

Lichterzünden